Soziales Leben auf der Hasenhecke
Das Sozialmanagement der NHW blickt auf viele Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit zurück. Hervorgegangen aus dem Sozialen Mieterdienst verwaltet es ein jährliches Budget von über einer Million Euro und stellt die Kommunikation mit den Menschen in den Vordergrund. So entsteht Gemeinschaft und die Wohnquartiere bleiben gepflegt. Wie das konkret aussieht, haben wir bei einem Besuch das Quartiers Hasenhecke in Kassel erlebt.
"Wenn wir uns nicht um die Menschen kümmern, haben Quartiere die Tendenz abzugleiten", sagt Angela Reisert-Bersch, die Leiterin des Kompetenzcenters Sozialmanagement und Marketing der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt (NHW) . "Die Wohnungen und die Quartiere sind die Hardware, aber wir sind die Software." Angela Reisert-Bersch und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen den Kontakt zu den Bewohnern, ermitteln ihre Bedürfnisse und kümmern sich um deren gesellschaftliche Teilhabe vor Ort. Das Kompetenzcenter verwaltet jährlich ein Budget von 1,1 Millionen Euro. Eine beträchtliche Summe für das Wohlergehen der Menschen in den vielen Quartieren der NHW. Reisert-Bersch hat mit ihrem Team über Jahrzehnte ein ausgeklügeltes Netzwerk von sozialen und gesellschaftlichen Kooperationspartnern aufgebaut: "Wir gucken in die Quartiere und fragen uns: Wie ist die Situation vor Ort? Wie sieht die soziale und kommerzielle Infrastruktur aus? Wie bringen wir Menschen zusammen und mit wem können wir dabei zusammenarbeiten? Nur so werden wir den Bedürfnissen der Bewohner unserer Quartiere gerecht."
Audioreportage mit Reporter Jan Tussing über die Hasenhecke
Ein Jugendzentrum als Anker
Wie die Arbeit und die Wirkung des Sozialmanagements konkret aussieht, ist am Beispiel der Wohnsiedlung "Auf der Hasenhecke" in Kassel gut sichtbar. Sie war bis zum Zweiten Weltkrieg eine eher abweisende Militärkaserne - bis die Wohnstadt-Vorgängerin Hessische Heimstätte sie zu einem neuen Stadtteil mit rund 170 Wohneinheiten entwickelte. Obwohl nur fünf Straßenbahnhaltestellen von der Kasseler Innenstadt entfernt, hat sich dieser Bezirk zu großen Teilen seinen dörflichen Charakter bewahrt, abgelegen zwischen Wald, Feldern, Wiesen und der Fulda. Nicht gerade eine Partymeile für junge Menschen. Trotzdem hat Michael Leeser gute Erinnerungen an seine wilden Parties dort im Jugendzentrum. Der Kasselaner zog in den 1970er Jahren mit seinen Eltern in die Siedlung. "Damals sagten sich Fuchs und Hase gute Nacht" erinnert sich Leeser. "Für junge Menschen gab es nichts zu tun. Die hingen immer an der alten Bushaltestelle herum, bei Wind und Wetter." Und dann haben sich die Jugendlichen gesagt: Wir müssen was ändern! 1978 hat sich die Stadt Kassel schliesslich bereiterklärt, Geld in die Hand zu nehmen, um ein Jugendzentrum zu bauen. Die jungen Menschen krempelten ihre Ärmel hoch und machten aus den alten Wirtschaftsgebäuden ein Jugendzentrum. Aus der stillgelegten Gastwirtschaft wurde der perfekte Ort, um sich auszutoben. "Wir haben damals viel gefeiert", sagt Michael Leeser. Von dem Drei-Tage-Fest waren alle begeistert.
Gesellschaftliche Teilhabe vernetzt die Menschen
Das Jugendzentrum Hasenhecke ist auch heute noch die erste Anlaufstelle für alle jungen Menschen. Zwei festangestellte Mitarbeiter, die von der Stadt Kassel bezahlt werden, betreuen die Jugendlichen bei diversen Aktivitäten. "In Kooperation mit der NHW", sagt Jennifer Linke, die zuständige Sozialmanagerin im Regionalcenter Kassel. "Wir legen großen Wert auf die Bedürfnisse der Bewohner unserer Liegenschaften, denn nur wenn sich die Menschen wohlfühlen, bleiben die Siedlungen in einem guten Zustand." Mit einem jährlichen Budget von rund 20.000 Euro organisiert und koordiniert Jennifer Linke Hausaufgabenhilfen, Spielenachmittage, Bücherspielplätze und Kinovorführungen. "Jugendliche werden auch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt", sagt die Sozialmanagerin. "Wir haben ein Jugendzentrum, einen Kindergarten und das Mietercafe, das wir auch für private Veranstaltungen vermieten." Linke will vor allem Familien mit Kindern einbinden und hat deshalb ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Namen "Kleine Feger" entwickelt. "Wir wollen junge Menschen über Müllvermeidung, nachhaltiges Wohnen und ihr Wohnumfeld aufklären", erklärt die Sozialmanagerin.
Sozialmanagement schafft Gemeinschaft
Sozialmanagerin Jennifer Linke will Lebensräume schaffen, in denen Zufriedenheit herrscht. Die von ihr betreuten Aktivitäten sollen das Wohngebiet stabilisieren und dafür sorgen, dass Mieter dort gerne wohnen. Das garantiere eine niedrige Leerstandsquote, funktionierende Nachbarschaften und zufriedene Bewohner. Mit Erfolg. Das Jugendzentrum Hasenhecke hat aus den jungen Menschen vor Ort eine eingeschworene Gemeinschaft gemacht, bestätigt auch Alexandra Schütze. Die junge Frau zog 1981 in die Kasseler Siedlung und hat gute Erinnerungen an ihre Jugend: "Es gab Discoparties und Veranstaltungen für Kinder, die noch nicht in dem Discoalter waren. Jeder kannte jeden. Wir haben immer gesagt, wir leben hier wie auf dem Dorf. Das war schön." Die sozialen Aktivitäten haben in über 40 Jahren aus dem abgelegenen Quartier in Kassel eine kleine, aber feine Gemeinschaft geschweißt. Bestes Bespiel dafür sind noch heute Michael Leeser und Alexandra Schütze, die immer noch hier leben. Die Hasenhecke hat sie geprägt. Inzwischen arbeiten sie sogar für die NHW. Viel mehr Identität geht nicht.