Gemeinsam für den Berufseinstieg trainieren
Um Jugendlichen ohne Schulabschluss oder Ausbildungsplatz zu helfen, engagierte sich die Nassauische Heimstätte viele Jahre im berufsvorbereitenden Projekt T.E.A.M. Dadurch konnten zwischen 1994 und 2010 zahlreiche junge Männer eine Malerausbildung absolvieren.
Das sozialpädagogisch begleitete Jugendprojekt war vom Internationalen Bund (IB) und dem kommunalen Jobcenter MainArbeit der Stadt Offenbach ins Leben gerufen worden. Jeweils zehn 17- bis 25-jährige erhielten Jahr für Jahr die Möglichkeit, neben den handwerklichen Grundfertigkeiten des Malerberufs auch soziale Kompetenzen zu erwerben, um sich anschließend im Arbeitsmarkt besser behaupten zu können. Klaus Müller, ein eigens vom IB engagierter Malermeister, leitete die jungen Männer fachkundig an und vermittelte ihnen, dass Arbeit mehr ist als Tapeten entfernen und Böden kehren. "Es ging vor allem darum, zu zeigen, dass es wichtig ist, finanziell auf eigenen Füßen zu stehen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen", verdeutlicht Melanie Sattler vom Fachbereich Kommunikation. Sie war damals als Kundenbetreuerin in der Geschäftsstelle der Nassauischen Heimstätte in Offenbach tätig.
Ticket für den Arbeitsmarkt
Einige der Jugendlichen kamen aus den Siedlungen der Nassauischen Heimstätte. Lernen konnten sie das Malerhandwerk in leerstehenden Wohnungen, die renoviert werden mussten. "Jedes Mal, wenn ich eine freie Wohnung hatte, dachte ich, hier können sie ein bisschen üben" sagt Suzana Kelava, Kundenbetreuerin am Standort Offenbach. "Viele der jungen Männer lernten bei der Ausbildung zum ersten Mal, dass sie arbeitsfähig sind und etwas können. So wuchs nach und nach das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten", ergänzt Angela Reisert-Bersch, Leiterin des Fachbereichs Sozialmanagement und Marketing. Dieser war damals von Seite der Nassauischen Heimstätte für das Projekt T.E.A.M. zuständig.
Weiche Faktoren sind wichtig
Eine erste Hürde für die Jugendlichen war das sechs Wochen dauernde Praktikum. Wer es erfolgreich bestand, hatte im anschließenden Ausbildungsjahr die Möglichkeit zu beweisen, dass er zupacken und konstruktiv arbeiten kann. An vier Tagen in der Woche waren die Lehrlinge auf der Baustelle. Viele von ihnen fanden sogar noch vor Abschluss des Jahres eine Anstellung oder einen Ausbildungsplatz. "Sich in eine Gruppe zu integrieren, bei Problemen die Flinte nicht gleich ins Korn werfen und den Alltag strukturiert zu bewältigen – diese weichen Faktoren wurden fast wichtiger als die fachliche Tätigkeit selbst", sagt Reisert-Bersch. Auch Malermeister Müller war ein wichtiger Erfolgsfaktor, denn bei ihm fühlten sich die Lehrlinge anerkannt und gut aufgehoben. Entsprechend gab es viele positive Kommentare von Seiten der Jugendlichen.
Breites Engagement
Rund 60.000 Euro ließ sich die Nassauische Heimstätte das ambitionierte Sozialprojekt pro Jahr kosten, für dessen Erhalt sich Markus Brückner, der damalige Leiter der NH-Geschäftsstelle Offenbach, persönlich einsetzte. Er war selbst viele Jahre ehrenamtlich im ASB tätig gewesen und hatte immer wieder beobachtet, wie viel soziale Maßnahmen bewegen können. Neben zwei Sozialpädagogen des IBs, Projektleiterin Ingrid Kehr und Ralf Hübschen (bis 2008) sowie Thomas Hardt ab 2009 wurde das Projekt von Thomas Haenn vom Sozialmanagement der NHW begleitet. Darüber hinaus betreute es Prof. Wilhelm Kahl von der Fachhochschule Frankfurt. Sogar eine Ausstellung über T.E.A.M. gab es in der Geschäftsstelle Offenbach. Ein Kommentar von einem der Jugendlichen, der dort zu an einem Pinboard befestigt war, brachte den Zweck des Projekts auf den Punkt: "Habe zum ersten Mal in meinem Leben Geld verdient. Hat mich wieder auf die gerade Bahn gebracht."